Die Franzi-Story (5)

Eine spannende Geschichte in 7 Teilen

Ziel verfehlt, Glück gefunden

Ein Olympiasieg war stets Franziskas größter sportlicher Traum, es war das einzige große Ziel, das sie in ihrem Sportlerleben noch nicht erreicht hatte. In Sydney hatte sie zum dritten Mal die Chance. Als Favoritin galt sie auf ihrer Einzelstrecke diesmal nicht, aber mit einer vor Sydney steil ansteigenden Leistungskurve konnte sie sich durchaus Medaillenchancen ausrechnen. Besonders favorisiert waren die beiden Freistilstaffeln. Aber es sollte wieder nicht sein. Die olympischen Schwimmwettkämpfe in Sydney gerieten für den gesamten deutschen Schwimmsport zum Waterloo. Drei Bronzemedaillen, Männer und Frauen zusammen gerechnet, war die magere Ausbeute. Es begann mit einem unglücklichen 4. Platz der 4x100m-Staffel, die als Goldkandidat gehandelt worden war. Dann kam die mit Spannung erwartete Zitterpartie auf der Schicksalsstrecke 200m Freistil. Würde Franziska diesmal die Nerven behalten?

Der Albtraum wurde wahr. Den Vorlauf überstand sie noch, aber im Semifinale passierte es: in der indiskutablen Zeit von 2:00,26 Minuten war mit Platz 11 das Finale verpasst. Die Pressereaktionen in Deutschland gaben ihr psychisch den Rest. Etliche Zeitungen verstiegen sich in Häme und Spott über die geschlagene Sportlerin, die den Schaden hatte. Ein Boulevardblatt ging in seiner beleidigenden Schlagzeile so weit, dass tausende von Lesern wütend protestierten und viele die Zeitung abbestellten.

Was aber die Öffentlichkeit nicht ahnte war, dass in der dunkelsten Stunde ihrer Schwimmkarriere etwas Neues begann, das sie bald sehr glücklich machen sollte. In dem Handballer Stefan Kretzschmar fand sie einen Leidensgenossen, der ebenfalls in einem entscheidenden Moment in Sydney versagt hatte. Die beiden verstanden sich sofort. Aber erst als sie wieder zu Hause waren, ist es dann "passiert": der deutsche Sport hatte ein neues Traumpaar. Beflügelt durch die neue Liebe fand Franziska zwei Monate nach dem Debakel von Sydney den Mut, sich für die Fortsetzung ihrer Schwimmkarriere zu entscheiden. „Ich will zeigen, dass ich mehr kann, als ich bei Olympia in Sydney zeigen konnte. Dieses innere Feuer, das ich dachte, das vielleicht erlischt, wenn ich in Sydney das erreicht hätte, was ich mir vorgenommen hatte, ist einfach nicht erloschen.“

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