Die Franzi-Story (2)

Eine spannende Geschichte in 7 Teilen

Goldfisch Franzi: Ick bleibe, wie ick bin

Der entscheidende Durchbruch kam 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Als die kesse Vierzehnjährige aus Treptow nur um Armeslänge olympisches Gold verpasste, war über Nacht ein neuer Star geboren. Der Triumph des unbekümmerten Teenagers - sie gewann bei derselben Olympiade noch eine weitere Silber- und zwei Bronzemedaillen - löste eine Welle der Begeisterung aus, wie sie die Nation zuletzt bei dem sensationellen Wimbledonsieg des siebzehnjährigen Boris Becker erlebt hatte. Dabei spielte sicher auch eine Rolle, dass sie aus dem Osten stammte, aber zu jung war, um durch die DDR-Vergangenheit belastet zu sein. Man kann Franziska van Almsick als einen der ersten gesamtdeutschen Sportstars bezeichnen.

Als Manager des plötzlich im Brennpunkt des öffentlichen Interesses stehenden Teenagers verpflichteten Franziskas Eltern den Hamburger Sportjournalisten Werner Köster, was sich als geschickte Wahl herausstellen sollte. Mit Fingerspitzengefühl manövrierte Köster seinen Schützling durch den Mediendschungel und handelte eine Reihe von Werbeverträgen aus, die die Schülerin bald zur Millionärin machten, ihr aber immer genügend Zeit für Schule und Training ließen.

Mit den sportlichen Leistungen allein lässt sich die Franzi-Euphorie sicher nicht erklären. Dass sie diese Leistungen schon mit 14 Jahren erbracht hat, spielt sicher eine große Rolle, vor allem aber ihre erfrischend spontane und natürliche Art, die sie bei jedem öffentlichen Auftritt herüberbrachte. Da sie obendrein gut aussah, war sie die ideale Identifikationsfigur - und der ideale Werbeträger. Franzi war auf einmal geradezu allgegenwärtig. Sie wurde in Fernsehshows herumgereicht, schmückte Titelseiten und Litfasssäulen. Zudem wurde sie mit Ehrungen und Preisen überhäuft, vom "Bambi" bis hin zur mehrfachen Wahl zur Sportlerin des Jahres.

In der Folgezeit gewann Franziska fast alles, was zu gewinnen war. Von den Jugend-Europameisterschaften im August 1992 in Leeds kehrte sie mit 6 Goldmedaillen zurück. Bilanz der Europameisterschaften 1993: sechsmal Gold, einmal Silber. Den sportlichen Gipfel erklomm sie im September 1994 in Rom. Nachdem sie in ihrer Paradedisziplin 200m Freistil wegen eines taktischen Fehlers im Vorlauf eigentlich schon ausgeschieden war, verzichtete Dagmar Hase zugunsten Franziskas auf ihren eigenen Start im Finale. Franziska revanchierte sich auf ihre Weise: Weltmeistertitel und neuer Weltrekord, der erst acht Jahre später gebrochen wurde - von ihr selber.

Wie verkraftet ein Teenager soviel Erfolg und Bewunderung? Im Falle von Franziska sei dies mit einem Zitat von ihr selbst beantwortet: „Wenn ich mich verändern sollte, sagt es mir bitte. Dann muss ich nachdenken, wie ich das verhindern kann.“

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